Krone: Fett für die Gelenke?

Positive Erfahrungen aus der Tiermedizin mit speziellen Stammzellen bei Arthrosen können offenbar auch für Menschen genützt werden

Von Dr. med. Wolfgang Exel

Bei Hunden und Rennpferden hat es geklappt: Aus dem Eigenfett der Tiere entnommene Stammzellen konnten bei vierbeinigen Hochleistungssportlern tatsächlich geschädigte Gelenke verbessern. Seit einigen Jahren sind entsprechende Versuche auch beim Menschen erfolgreich, wie Verfasser internationaler Studien bestätigen.

Wobei Stammzellen aus dem Fettgewebe nicht mit jenen verwechselt werden dürfen, die aus Embryonen gewonnen werden. Den sogenannten mesenchymalen Stammzellen (MSC) aus dem Fettgewebe dürfte allerdings bei der Regeneration abgenützter Knorpel und Knochen eine wesentliche Rolle zukommen.

Zu den ersten Ärzten, die Fett therapeutisch einsetzten, zählt DDr. Karl-Georg Heinrich. Er ist unter anderem auf Fettabsaugung spezialisiert und vom Nutzen der im Fett enthaltenen Stammzellen überzeugt: „Wir verwenden MSC seit rund 10 Jahren bei Brustvergrößerungen und Hautregeneration.“

DDr. Heinrich beobachtete dabei, dass sich bei MSC-Injektionen in der Nähe von Gelenken auch chronische Gelenksbeschwerden besserten. Er fand heraus, dass MSC bereits international neben der Tiermedizin auch in klinischen Studien bei Menschen erfolgreich eingesetzt werden.

Der Vorgang: Unter örtlicher Betäubung wird eine kleine Menge Fett aus dem Bauch- oder Hüftbereich entnommen. Daraus isoliert man die mesenchymalen Stammzellen, die anschließend in die betroffenen Gelenksbereiche (hauptsächlich Knie, Hüften, Hände, Finger) injiziert werden. Der Eingriff erfolgt ambulant, die Patienten werden danach nach Hause entlassen.

Kritiker weisen darauf hin, dass es noch zu wenig Erfahrung mit dieser Methode gibt. DDr. Heinrich: „Fett enthält eine große Menge Stammzellen. Seit mehr als 100 Jahren werden körpereigene Stammzellen bei Fettinjektionen problemlos mittransplantiert. Die eigenen Zellen gehören zu den sichersten Behandlungsmöglichkeiten der Medizin!“

Freilich schränkt der Wiener Arzt ein: „Natürlich gibt es keine Garantie auf Heilung. Aber laut mittlerweile zahlreichen Forschungsarbeiten berichten die meisten Patienten über Schmerzfreiheit und deutlich verbesserte Beweglichkeit. Ich glaube, dass man mit dieser Therapie vielen Menschen einen langen Leidensweg ersparen könnte, der irgendwann zu einem künstlichen Gelenk führt.“

DDr. Karl-Georg Heinrich,
Arzt für Allgemeinmedizin aus Wien.
Kontakt: info@ddrheinrich.com

Erschienen in der Krone Gesund am 21.1.2017.

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